Lob der Premiummarke: Joey Calderazzo im Bix
Donnerstag, 2. November 2023
Das erste Set beginnt vom Start weg mit viel Raum und Freiheit für das Saxofon, bevor der Pianist übernimmt. Donald Edwards zeigt Beweglichkeit und Raffinesse am Kit, sein Spiel mündet in einer dynamischen Solopassage. Die folgende entspannte Latin-Variation mit melancholischem Thema nutzt Calderazzo für eine ausführliche Präsentation seines Spiels, das anschließende Saxofon-Solo bringt schön gesetzte Lines mit gelegentlichen Hochgeschwindigkeitsausbrüchen. Bluesiger geht es auch, Zenóns Solo-Einstieg mit reichlich rhythmischem Verve nimmt das gut angewärmte Publikum mit, der Drummer spielt auf dem Höhepunkt der Nummer saftige Licks und Calderazzos folgendes Solo swingt mächtig, bevor Bassist Orlando Le Fleming den Temperaturregler mit seinem geschmackvollem Bassolo wieder etwas herunterdreht. Mit einem soulig inspirierten funkybeat und gefühlvollen Tönen geht es in die Pause.
Das Publikum, wie gebannt
Eine swingende Nummer eröffnet das zweite Set, Miguel Zenón entfaltet sich lyrisch. Dramatische Rolls auf den Toms liegen unter den Synthie-Flächen des nächsten Stücks, das sich zunehmend dichter und komplexer entwickelt, bevor es mit einer repetitiven Figur auf dem Keyboard ausklingt. Höhepunkt des Abends aber ist die anschließende Ballade, berückend schön und sehnsuchtsvoll die Atmosphäre. Getragen durch den minimalistischen Puls von Bass und Drums führen Saxofon und Piano das Publikum in eine tiefe Trance, der begeisterte Applaus stellt sich dementsprechend erst langsam nach den letzten Tönen ein. Fantastisch, meisterhaft. Zwei Stücke noch spielt das Quartett: El Nino, von Calderazzo einst für Michael Brecker geschrieben, featured neben den Solisten nochmals die Skills von Drummer Donald Edwards. Die Zugabe, ein heiter grundierter Swing, schließt diesen genussreichen Konzertabend ab.
Ganz zum Schluss noch lobt Calderazzo noch das Bix (great club!), die Stadt (great city!) und das Signature-Produkt der selben (great cars! I drive one of the cars from that city!), womit sich Rückschlüsse auf die offenbar gutsituierten Verhältnisse eines New Yorker Jazzmusikers förmlich aufdrängen.
Joey Calderazzo p
Orlando Le Fleming bs
Donald Edwards dr
Miguel Zenón sax, fl
Foto: Rainer Ortag, jazzreportagen.com