Montag, Februar 17, 2025
Konzert

Ein karibisches Powerhouse: Grégory Privat Trio

Der charismatische Privat kann Stücke  schreiben, die zugleich eingängig und komplex sind. Sonnengereifte Melodien mit folkloristischer Grundierung vermählen sich mit elaborierter Rhythmik, bisweilen tanzbare Beats unterlegen irrwitzig-rasante Solopassagen auf dem Piano. 

Das Konzert beginnt mit spacigen Synthesizer-Lines. Schnell entwickelt sich ein schnörkelloser Vamp, in den die Band einsteigt. Das folgende Pianosolo bestreitet der Bandleader gleich im Stehen, weil es ihn nicht mehr auf dem Sitz hält. Beeindruckend! Derweil hält Jennings am Bass tapfer den Kurs, Drummer Bertholo flutet den Saal mit erlesenen Licks. In den folgenden gut 75 Minuten rollt ein musikalischer Hochgeschwindigkeitszug durch’s Theaterhaus, der gelegentlich das Tempo drosselt, wenn eine Ballade gespielt wird.

Portrait-Session mit Rainer Ortag. Foto: W. Fricke

Dabei ist das Grégory Privat Trio kein weiteres, rein akustisches agierendes Piano-Trio (die der Autor liebt, by the way). Privat singt ausdrucksstark, wechselt dabei oft vom Bariton ins Falsett und erweitert seine Soundpalette durch Synthesizer und Effekte, die bspw. einen durchgehend-oszillierenden Bordunton erzeugen, auf dem die Musik surft. Bassist Jennings verstärkt seine Solopassagen fallweise mit Effekten, die seinen Ton oktaviert doppeln. Bertholo hat sein Drumkit mit einem elektronischen Pad erweitert, mit dem er u.a. allerlei Percussion-Sounds abrufen kann.

All dies ist stimmig und in höchstem Maße eigenständig. Privat hat überdies ein Händchen für’s Publikum, wenn er seine Stücke ansagt. Letzteres goutiert die erstklassige Darbietung dann auch mit lang anhaltendem Beifall. Eine Zugabe gibt’s dann doch trotz der knapp bemessenen Zeit: Kinga Glyk mit Combo wartet schon auf ihren Auftritt.

Grégory Privat p, keys, voc
Chris Jennings bs
Tilo Bertholo dr, perc

Foto: Rainer Ortag, jazzreportagen.com