Dienstag, Dezember 10, 2024
Konzert

Zum Glück gibt´s Glyk. Bass-Power in Stuttgart

Glyks Band, ein Quintett mit gleich zwei Keyboardern, featured auch die Saxofonistin Hailey Niswanger, deren Name zu merken sich lohnt. Optisch wird die Bühnenpräsenz  von einer Keyboard-Batterie dominiert, der elektronisch geprägte Sound überrascht dann auch nicht. Nach lyrischem Einstieg heizt die polnische Funkbass-Diplomatin Band und Publikum mit einem fetten Bassvamp auf. Die Komposition, eindringlich und mitreißend, hat ordentlich Muskeln und bietet Hailey Niswanger am Aerophone das erste Mal Gelegenheit, ihre Skills vorzuweisen. Das kann ja heiter werden!

An guter Laune auf der Bühne mangelt es jedenfalls nicht. Die Band agiert gut eingespielt und bietet eine frische Fusion-Variante an, die hörbar von Formationen wie den Yellowjackets, Spyrogyra oder Weather Report inspiriert ist. Flashbacks bezüglich der letztgenannten Band stellen sich schnell ein, wenn Niswanger das Sopran spielt: Wayne Shorter hätte seine Freude daran, behauptet der Autor mal ganz frei. Ihr elaboriertes Spiel mit Aerophone und Sax begeistert Bandleaderin und Publikum gleichermaßen. Glyk spielt den Jazzbass artentsprechend und souverän: knurriger Sound, deftiges Slapping, dezentes Muting, akkordisches Spiel und fulminante Soli gehen auch ohne Testosteron gut. Drummer Nicola Viccaro kann sich durch sämtliche Heavyfunk-Patterns durchtrommeln, geht aber auch, wie im Titel Unseen Bruises etwa, gefühlvoll mit Filzschlegel und Besen um. Arek Grygo und Michał Jakubczak an den Keyboards, die Helden der Hüllkurven, steuern Flächen, schmatzige Funkpatterns und packende Soli bei, gelegentlich werfen sie sich untereinander die Bälle zu. Wenn nur nicht hinter jeder Ansage Glyks dieses glockige Geklimper durchliefe… aber wir wollen nicht pingelig werden. Ein gelunger Abend geht zu Ende.

Kinga Glyk und ihre Musiker sind sehr jung. Welche Richtung ihre weitere Entwicklung nimmt, wird spannend zu beobachten sein. 

Kinga Glyk bs
Nicolas Viccaro dr
Arek Gryko key
Michal Jakubczak key
Hailey Niswanger sax

Foto: Rainer Ortag, jazzreportagen.com