Dienstag, Oktober 22, 2024

Autor: Wolfgang Fricke

Konzert

Reime im Weltall. Jacques Palminger und 440 Hz im Musa

Einen durchweg heiteren und gelösten Abend verbrachten zahlreich erschienene Gäste am 23. September in Göttingen. Auf der Bühne: Wortartist und Träger feinsten Anzugs Jaques Palminger mit seiner 440 Hz Combo, die sich zu fünft daran machte, seine elaboriert-intergalaktischen Texte angemessen musikalisch zu transportieren. Das hat gut geklappt, kann man vorab schon mal sagen. Es geht in diesen Texten um allerhand Sternenglanz, aber auch um fatale Dynamiken im Italienurlaub, um Fahrradunfälle und Ereignisse rund ums Zähneputzen. Das pralle Leben also, wobei nicht nur Herr Palminger selbst für Songmaterial sorgt, sondern auch seine talentierten Mitstreiter mal randürfen. Erwähnenswert auch die Freundlichkeit und Freigiebigkeit der Sitznachbarn des Autors, die bereitwillig ihre Erdnusswürmchen mit ihm teilten. Abgezählt zwar (5), aber nun. Man kennt sich ja kaum.

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Konzert

Songs ohne Verfallsdatum – Sting in Stuttgart

Viel schreiben muss man über die Ausnahmeerscheinung Sting eigentlich nicht mehr. Ein Sonderfall der neueren Musikgeschichte, ein hochbegabter Songschreiber, ein extraordinärer Sänger und vielseitiger Bassist und Gitarrist, charismatisch, schillernd, intelligent, unermüdlich, bisweilen arrogant, gibt im Rahmen der Jazzopen 2024 ein überwältigendes Konzert auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Mitgebracht hat er an diesem 28. Juli Dominic Miller an der Gitarre und Chris Maas am Schlagzeug. Ganz genau, ein klassisches Power-Trio wie zu Beginn seiner Karriere. Yesss… ! Die Drei überzeugen und harmonieren nicht nur dann, wenn sie viele der ikonisch-minimalistischen Kracher der Police spielen. Sondern oft auch dann, wenn sie komplexere Stücke aus der langen Solokarriere Stings anstimmen.

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Konzert

… woooosh! Sax-Hurricane Lakecia Benjamin im Bix

New York ist eine laute Stadt, ihre Bewohner sind da weit resilienter als Unsereiner in, sagen wir mal, Kassel oder Stuttgart. Ein diesbezüglich beachtliches Level brachte auch Lakecia Benjamin aus Washington Heights, Manhattan, mit. Sie hat das Bix am 27. Juli aber nicht nur mit Schalldruck beglückt, sondern vielmehr und insbesondere auch mit einer Performance, die gewaltige Soundkaskaden aus dem Horn sowie vitale Raps der Bandleaderin vorwies. Benjamin, Altsaxofonistin, Rapperin, Funk-Addict, mehrfacher Grammy-Nominee, Schnelldenkerin und -sprecherin, hat zudem eine abgekochte Band aus Spitzenmusikern mitgebracht, die mit ihrer quirligen Frontfrau munter mithalten. Was die so drauf hat, hat sich auch bis zu uns herumgesprochen. 2023 erhielt sie in der Kategorie „Blasinstrumente international“ den Deutschen Jazzpreis.

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Konzert

The purple funk will never die

Sie wird beständig länger, die Liste der Bassistinnen im Jazz und den artverwandten Genres. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Auf dem Schlossplatz in Stuttgart war am 25. Juli zu Gast die fabulöse Bassistin und Sängerin Nik West, in deren musikalischer Biographie u.a. auch die Namen Prince und Larry Graham auftauchen. Geboten wird – im Rahmen der jazzopen 2024 – dementsprechend kompromissloser Funk, schillerndes Textil und ein unerschütterlicher Wille zur Party, zu der sich das klatschfeste jazzopen-Publikum bereitwillig animieren lässt: Ein mehr als stimmiger Opener für den sich darauffolgend inszenierenden Lenny Kravitz.

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Konzert

Theaterhaus Jazztage / Cuban Jazz Night: Michael Olivera & Jazz Syndicate, Ramón Valle, Ana Carla Maza Quartet Caribe

Der kubanischen Musik, oder besser: den kubanischen Musiken kann man eigentlich nicht genug Reverenz erweisen. Erstaunlich, wie umfassend der musikalische Einfluss dieser kleinen Insel weltweit ist. Guarija, Mambo, Cha-cha-cha, Bolero, Rumba, Son, Salsa, Reggaeton, der Einfluss auf die amerikanische Unterhaltungsmusik seit den 1930ern und auf den Jazz der 1960er Jahre, das von Ry Cooder ausgelöste Revival und hast-du-nicht-gesehen: Da kommt einiges zusammen. Die Theaterhaus Jazztage tragen dem Rechnung und reservieren dem karibischen Sound am 30. März einen ganzen Abend. Natürlich kann der nicht die ganze überbordende Vielfalt an Stilen und Ausprägungen abbilden. Ein bißchen was geht aber. Den Abend eröffnen Michael Olivera & The Cuban Jazz Syndicate. Der Bandleader, in Kuba ausgebildet und mittlerweile in Madrid zuhause, ist Kopf eines überaus potenten dynamischen Sextetts mit starken Solisten. Ramón Valles Soloauftritt am Flügel lässt uns Einblick nehmen in sein Innerstes. Ana Carla Maza, klassische Cellistin und Sängerin, wohnhaft in Paris, nähert sich mit ihrem Quartet Caribe dem Thema kubanische Musik nochmals völlig anders und ungewohnt an.

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KonzertMesse

jazzahead! 2024

Still going strong: Auch im 19. Jahr ihres Bestehens ist die Bremer jazzahead! Fixpunkt im Kalender vieler Akteure, die sich im Jazz-Kosmos tummeln. Neben einer Unzahl von Labels, Magazinen, Initiativen, Bookern, Clubbesitzern, Veranstaltern und Musikern, die sich hier treffen und austauschen, gibt es natürlich auch im April ´24 reichlich Musik zu hören. Die Showcases und die Veranstaltungen der Clubnight sind bewährte und gut besuchte Formate. Nur vom Autor diesmal nicht: Grippaler Infekt! Da ging nur wenig, aber das Wenige steht hier zum Nachlesen.

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Konzert

Zum Glück gibt´s Glyk. Bass-Power in Stuttgart

Schon 2017 hat der Deutschlandfunk „Das neue Wunder am Jazzbass” vorgestellt, das heute journal betitelt im gleichen Jahr einen Beitrag über die damals 20jährige mit „Jazz in seiner schönsten Art”. Teil des Phänomens Kinga Glyk ist, klar, die Social-Media-Präsenz der sympathisch-positiven E-Bassistin aus Polen, die dann auch die großen Sender aufmerksam werden lässt.
Glyk hat aber nicht nur ein Händchen für Youtube, Instagram etc., sondern auch einen delikaten Ton in ihren Fingern und fulminante technische Möglichkeiten. Davon und von ihrem Songwriting konnte sich das Publikum im Theaterhaus Stuttgart am 24.3.24 überzeugen.

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Konzert

Ein karibisches Powerhouse: Grégory Privat Trio

In der Halle T2 im Theaterhaus Stuttgart brodelt es. Grégory Privat, Pianist und Komponist mit karibischen Wurzeln, stellt sein neues Album Phoenix vor. Als erster Teil des Doppel-Features am 23.3.24 begeistert er vor ausverkauften Rängen. Die Musik, die er mit seinen Kollegen vorträgt (Chris Jennings am Kontrabass, Tilo Bertholo am Drumkit) strotzt nur so vor Kraft, Lebensbejahung und großer Hingabe.

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Konzert

Lob der Premiummarke: Joey Calderazzo im Bix

Wieder mal ein Konzert erster Güte im Stuttgarter BIX. Am 2. November 23 zu Gast ist das Joey Calderazzo Trio, mitgebracht haben sie den Saxofonisten Miguel Zenón. Schaut man mal so nach, mit welchen Kollegen diese Musiker in den letzten Dekaden im Studio und auf der Bühne standen, kommt man auf eine beachtlich lange Liste. Und weil Namedropping zum Jazz dazugehört wie die schnippenden Finger, hier ein Auszug: Michael Brecker, Bob Belden, Bob Mintzer, Bob Moses, Arturo Sandoval, Vincent Herring, Eugene Pao, Jeff „Tain” Watts, Branford Marsalis, Ray Barretto, David Sánchez, etc. etc. Zenón hat in den folgenden gut 2 Stunden reichlich Gelegenheit, sein überragendes Können unter Beweis zu stellen. Mit dem Bandleader als musikalischem Ping-Pong-Partner und einer so elegant wie lässig swingenden Rhythmusgruppe sorgte er für nicht wenige packende Höhepunkte.

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Konzert

An Nix gespart: Mike Stern im SpardaWelt Eventcenter

Die Jazzopen Stuttgart in ihrem 29ten Jahr bietet verlässlich Gelegenheit, Weltklasse-Musikern beim schillernden Broterwerb zuzusehen. Freitagabend konnte man dem im SpardaWelt Eventcenter Stuttgart nachgehen. Sparsam allerdings ging es hier nicht zu, ganz im Gegenteil. Üppig, opulent, verschwenderisch gar war das, was Mike Stern mit seiner Combo vor elektrisiertem Publikum ausgebreitet hat. Eine Band im Überschallformationsflug, packend, begeisternd, spielfreudig. Mike Sterns schwebender, Choruseffekt-getriebener Gitarrensound prägt das Band-Klangbild. Kennern ist er vertraut, seitdem er 1980 an Miles Davis´ Comeback-Album „The Man With The Horn” mitgearbeitet hat. Mit dabei, neben alten Bekannten von z. B. den Yellowjackets, ist Lennie Stern.

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Konzert

Ina Forsmans bestrickender R&B aus Finnland

Donnerstag Abend, achter Tag der Jazzopen 2023. Der Club gepackt voll, die Luftfeuchtigkeit am Anschlag, auf der Bühne Wirbelwind und Powervokalistin Ina Forsman im lässigen Strickensemble: Selbstgeknittelt, wie man später hört. Passt! Denn auch die Songs ihres dritten Albums „All there is” stammen ausnahmslos von Ina Forsman selbst. Hinter ihr eine tighte Band mit genretypischer Besetzung aus allen möglichen Ecken des Globus, die in Berlin kondensiert ist. Im Gegensatz zu ihrem Auftritt auf dem Schloßplatz 2021 sehen wir eine Sängerin, die mit wahrnehmbar weniger Styling auskommt, aber spürbar mehr in ihrem Element ist – meint jedenfalls der Autor! Nah am Publikum gibt die Finnin alles, ihre persönliche Auslegung zeitgenössischen Souls trifft den Nerv.

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Konzert

Das große Wackeln

Er hat es erneut getan: Parov Stelar, hochangesehener Swing-Polka-Beauftragter, beglückt zur Jazzopen 2023 die tanzfreudigen Schwäbinnen und Schwaben auf dem Stuttgarter Schlossplatz. Wer es noch nicht weiss: Es handelt sich dabei natürlich um ein Wellness-Programm. Bässe massieren den Solarplexus, Atemfrequenz und Puls steigen durch den unweigerlich einsetzenden Bewegungsdrang, die enthusiastischen Vibes wirken sich positiv auf Seele und Gemüt aus. Einzig das Gehör mag dabei Schaden nehmen, denn die Lautstärke, Kinder, die ist beachtlich.

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Konzert

Schottenrock auf der Jazzopen 2023

Manche Sachen scheinen einfach immer zu gehen. Jeans, T-Shirt, schulterlanges Haar und ordentlich Druck auf den Stimmbändern: Mit Paolo Nutini betritt ein Romantiker die jazzopen-Bühne auf dem Stuttgarter Schloßplatz, der geradewegs aus einer anderen Zeit herbeigebeamt scheint. Die Band, vergleichsweise üppig besetzt und im Sound doch recht gitarrenlastig, produziert einen soliden und geradlinigen Beat, der nicht wenig an die goldene Zeit der Rockmusik in den 60ern und 70ern erinnert. In den besten Momenten, besonders zum Finale des Gigs hin, entwickeln die Musiker um den Schotten dann auch ordentlich Furor.

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