Montag, Oktober 14, 2024
Konzert

Reime im Weltall. Jacques Palminger und 440 Hz im Musa

„Spiel uns deine schönsten Akkorde“, so Palminger zu Pianist Richard von der Schulenburg am Beginn des Abends. Palminger beschwört raunend den Jazz, den es jetzt zu spielen gelte, und das, was da gespielt wird, klingt auch fast so. Schnell wird klar: Hier entwickelt sich aber etwas ganz anderes. Palmingers absurde und skurrile Lyrik setzt den Ton, sein Sprechgesang surft auf der Mucke wie das UFO über Area 51 in den USA. „Die Sehnsucht der Sterne“ heisst das dritte Album der Formation, und dies stellen sie vor. Gut, dass sich mal jemand über Elon Musk hinaus um’s Weltall kümmert, denkt man sich! 

Palminger, der in seiner Karriere schon mehr Pseudonyme verschlissen hat als Billigsocken vom Wühltisch, liefert seit Jahrzehnten einen konstanten Strahl des Nonsens. In Göttingen sieht man ihn nicht nur am Mikro, sondern auch entrückt über die Bühne tänzeln, Einsätze geben, enthusiastisch rasseln und Glockenspiel sowie Melodica spielen.



Dicht gewoben ist die Show, hervorragend sind die Musiker. Vokalistin Lydia Schmidt hat ein intensives Schubi-duh-Studium erfolgreich absolviert und erfreut durch glockenhellen Harmoniegesang und frohsinnigen Scat. Olve Strelow swingt wie der Teufel und kann auch druckvolle Beats, John Raphael Burgess am Bass liefert in jeder Sekunde delikate Lines, Lieven Brunckhorst an den Saxes und den Flöten emitiert allerfeinstes Bopzeug. Und Richard von der Schulenburg, nun, der spielt seine schönsten Akkorde, immer und immer wieder. 

Zum Schluss singen Olve Strelow und Lydia Schmidt eine schöne, ach was: eine sehr sehr schöne Ballade im Duett, dazu spielt die Band mit dem Herrn Palminger am Schlagzeug. Zeit nach Haus zu gehen! Jetzt, wo auch die Erdnusswürmchen alle sind.

Jacques Palminger voc, perc
Lydia Schmidt voc, key
Richard von der Schulenburg p, voc
Lieven Brunckhorst ts, flt, har
John Raphael Burgess bs
Olve Strelow dr, voc

Foto: Wolfgang Fricke