Dienstag, Juli 1, 2025
Konzert

Theaterhaus Jazztage 2025 / Haffners Happy Birthday

Dienstag, 19. April 2025

Bevor es aber losgeht mit dem Wolfgang Haffner Trio und seinen Gästen, lässt es sich Werner Schretzmeier, Doyen des Hauses, nicht nehmen, warme Worte an das Publikum zu richten. Er lobt die Vielfalt des Jazz (wovon im Folgenden einiges zu hören sein wird) und ermahnt die Besucher, das Filmen mit den Telefonen zu lassen (finden alle gut, gemacht wird´s trotzdem). Danach betritt der Jubilar die Bühne erst ein mal allein: der alte Mann und sein Filzschlegel… aber wir wollen ja nicht despektierlich werden! Der trockene Tombeat klingt jedenfalls recht juvenil, wird immer dichter und komplexer und nutzt das melodische Potential des Kits mehr und mehr aus. Fulminant ist das, und es endet mit lustig leuchtenden Quietschhämmern aus dem Fernost-Versand, die er auf seinen Oberschenkeln spielt. Damit hat er uns schon mal gleich im Sack. 

Haffner ist aber nicht nur ein Unterhaltungstalent, dass auch eloquent über sein Musikerleben, seine Weggefährten und über das Älterwerden plaudert. Er ist vor allem ein vollblütiger Drummer, der mit den hinzugekommenen Kollegen Thomas Stieger am Bass und Simon Osländer an den Tasten ein fettes musikalisches Brett im feinsten Fusion-Idiom auf die Bühne stellt. Das allein schon hätte jeden Cent des Eintritts gerechtfertigt, war aber nur Auftakt für diesen beeindruckenden Abend. Denn mit Nils Landgren und Thomas Quasthoff betreten noch zwei weitere Akteure die Bühne, die mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Virtuosität frappieren. Den Titel I’ll be your baby tonight wird man in solch tiefen Registern und so zärtlich wie von Quasthoff dargeboten nur selten hören. You are so beautiful, gesungen von Quasthoff wie von Lundgren, der auch ein Posaunensolo einbringt, weist die Band als supersensible, sparsam agierende Begleitung aus. Und bevor alles im Saal komplett dahinschmilzt, reisst das Quintet das Ruder herum und drückt I can´t stand the rain ins Auditorium, ein angezerrtes Rhodes-Solo von Osländer inklusive. Aber das sind nur einige Titel, die eine überaus anregende Wiederbelebung erfahren. I want a woman just like you, Stevie Wonders If it’s magic, Same old story, same old song, I will survive: Alles fantastisches Songmaterial. Nils Landgren, Skandinavier und sonst eher ein zurückhaltender Akteur, wird zur Rampensau, Thomas Stieger schiebt die Band mit Jaco-artigen Figuren auf seinem Bass in einer Nummer nach vorn, die sehr an Zawinuls Weather Report erinnert. Superb!

Das letzte Stück des Abends, Have a little faith in me, zeigt nochmals die Klasse Quasthofs. Der Growl, die Intensität, dieses unglaubliche Volumen: Das ist in diesem Genre einzigartig. Toller Abend, fantastische Combo, klasse Geburtstagsveranstaltung. Gratulation, Wolfgang Haffner!  

Wolfgang Haffner dr
Simon Oslender keys, p
Thomas Stieger b
Special Guests:
Thomas Quasthoff voc
Nils Landgren tb

Foto: Rainer Ortag, jazzreportagen.com